Mehr als 60 Jahre dauerte die Witwenschaft der Barbe-Nicole Pomardin-Clicquot. Thomas Nappers DIE WITWE CLICQUOT beschränkt sich auf jene zehn, in denen diese junge, gleichzeitig verträumte und energische Frau um die Rettung des ererbten Weinguts kämpft. Und es gibt Rückblicke auf die kurze Zeit ihrer Ehe mit François Clicquot, dem sie außer durch eine gewöhnliche vor allem durch eine seltsam esoterische Liebe zum Wein verbunden war. Ihm, der 1805 an Typhus oder Wahnsinn starb, genau weiß das keiner, hält sie die Treue - im Wein bzw. Champagner. Barbe, von Haley Bennett gespielt, also beißt sich durch, mal anmutig im Empirekleidchen, aber auch in Witwenschwarz so streng, dass man ihr (ein Lob der Maske) durchaus zutraut, zu der Matrone zu werden, als welche Veuve Clicquot auf einem Gemälde der Nachwelt überliefert ist. Entschlossen begegnet die tapfere Barbe allerlei Unbillen wie Nässe und Frost, Handelsbeschränkungen, die ihr den Zugang zu den wichtigen Kunden im Zarenreich verwehren, und widerständigen Männern. Dass sie so zur Pionierin des Feminsmus taugt, wie der Film nahelegt, oder gar zur Propagandistin flacher Hierarchien, muss man nicht glauben. Ihre wichtigste Erfindung übrigens, champagnermässig, das Rüttelpult, kommt nicht vor. So sieht man Bennett leider nicht Flaschen rüttelnd, sondern - immer bestens ausgeleuchtet, von Softgeigentönen begleitet, mal mit, mal ohne blauen Winzerschurz - wie sie artig Servietten faltet, über Weinsorten und Fermentierungsdaten nachdenkt oder im Kerzenlicht funkelnde Gläser auf Hochglanz poliert. So richtig prickelnd ist das nicht. Immerhin jedoch endet der Film überraschend schön und stark: Auf den ihr vom ersten Verkäufer und und kurz auch Liebhaber coram publico gemachten Heiratsantrag antwortet sie - NEIN.

Elisabeth Bauschmid