Regisseur Oz (Osgood) Perkins ist der Sohn von Anthony Perkins. Der Darsteller des Killers in Hitchcocks PSYCHO starb 1992 an den Folgen von AIDS. Anthony Perkins hatte sich nie zu seiner Homosexualität bekannt. Oz Perkins Mutter Berry Berenson heiratete Anthony 1973, als der Schauspieler sich einer Konversionstherapie unterzog. Sie hielt Anthonys Homosexualität vor der Familie geheim und starb bei den Terroranschlägen am 9. September 2001. „So überkodiert es auch sein mag (…), letzten Endes basieren alle Filme (…) auf meiner Erfahrung, und das tendiert dazu, die Erfahrung mit meinen Eltern zu sein“, sagt Osgood Perkins im Interview mit Indiewire.
In LONGLEGS geht es um eine Mutter, die ihre Tochter aus Liebe belügt, und um Morde in Familien. Die FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe) hat während eines Einsatzes eine Vorahnung, die ihr Kollege ignoriert. Er bezahlt seine Ignoranz mit dem Tod. Lee hat gewisse mediale Fähigkeiten. Sie erhält den Auftrag, sich mit einer ungelösten Serie von Morden zu befassen, in denen der Vater die ganze Familie und sich selbst umbringt. An den Tatorten finden sich kryptische Botschaften, die Lee entschlüsseln soll. Allmählich keimt in ihr der Verdacht, dass sie vom wahnsinnigen Drahtzieher (Nicholas Cage), der die Nachrichten mit „Longlegs“ unterzeichnet, ausgewählt wurde. Irgendetwas scheint sie zu beobachten. Ihre Mutter ruft immer wieder an und fragt, ob sie auch gebetet hat.
Perkins inszeniert in seinen Einstellungen eine permanente paranoide Verunsicherung. Die Kamera steht oft niedrig, als blicke sie aus Kinderperspektive auf eine entgleitende Welt. Nichts ist, wie es scheint. Auch darauf bezieht das Zitat von Marc Bolan/T.Rex, das dem Film voransteht: “Well, you're slim and you’re weak / You've got the teeth of the hydra upon you”.

Tom Dorow