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Armand

Schule als Seelenlandschaft

Elisabeth ist in die Schule zitiert worden, denn ihr sechsjähriger Sohn Armand soll einen Jungen sexuell bedrängt haben. Das Elterngespräch eskaliert.

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ARMAND, das Langfilmdebüt von Bergman-Enkel Halfdan Ullmann Tøndel, wurde in Cannes mit der Camera d’Or ausgezeichnet. Die Kamera von Pål Ulvik Rokseth schafft ein Grundgefühl der Verunsicherung, streift neugierig durch das verwinkelte Schulgebäude, in dem fast die komplette Handlung angesiedelt ist, und schaut den Figuren über die Schulter, als hätte sie gerade erst den Raum betreten und wüsste noch nicht, was gespielt wird. Elisabeth (Renate Reinsve) ist in die Schule zitiert worden, denn ihr sechsjähriger Sohn Armand soll einen Jungen sexuell bedrängt haben, aber das erfährt sie erst, als sie in der Schule eintrifft. Die Schulleitung möchte nicht, dass etwas nach außen dringt und will den Fall in einem Gespräch mit den betroffenen Eltern schnell aus dem Weg räumen. Unbeholfen fasst die neue junge Lehrerin Sunna (Thea Lambrechts Vaulen) zusammen, was vorgefallen ist, und das „freundliche Gespräch“ eskaliert: Elisabeth ist entrüstet, die beiden anderen Eltern, Sarah (Ellen Dorrit Petersen) und Anders (Endre Hellestveit), bestehen auf ihrer Version, die Schulleitung schaltet sich dazu, und zwischen den Gesprächsintervallen wandern alle durch die Gänge, um wieder runterzukommen. In Andeutungen zeichnet sich ab, dass Elisabeth, Sarah und Anders eine unaufgearbeitete Vorgeschichte verbindet, und die Frage der Glaubwürdigkeit der Kinder wandelt sich zu einer Frage der Glaubwürdigkeit der Eltern. Dabei bewegt sich der Film immer weiter vom ursprünglich sozialrealistischen anmutenden Setting weg. Die Räume der Schule werden zu Seelenräumen, die die unterschiedlichen Gemütszustände der Betroffenen spiegeln, deren Handlungen immer erratischer, theatraler werden. Das Drehbuch hat Mühe, die unterschiedlichen Ambitionen von Naturalismus bis Ausdrucktanz zusammenzuhalten, aber die Atmosphäre ist vielversprechend.

Hendrike Bake

Details

Norwegen 2024, 100 min
Sprache: Norwegisch
Genre: Drama
Regie: Halfdan Ullmann Tøndel
Drehbuch: Halfdan Ullmann Tøndel
Kamera: Pål Ulvik Rokseth
Schnitt: Robert Krantz
Musik: Ella van der Woude
Verleih: Pandora Filmverleih
Darsteller: Renate Reinsve, Ellen Dorrit Petersen, Øystein Røger, Endre Hellestveit, Thea Lambrechts Vaulen, Vera Veljovic
Kinostart: 16.01.2025

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Preview: Armand

Norwegen 2024 | Drama | R: Halfdan Ullmann Tøndel

Elisabeth ist in die Schule zitiert worden, denn ihr sechsjähriger Sohn Armand soll einen Jungen sexuell bedrängt haben. Das Elterngespräch eskaliert.

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Mitte

Hackesche Höfe Kino

24.12. – Di

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