Die schüchterne Helen lebt ein aschenbrödeliges Singleleben. Sie kümmert sich um ihre pflegebedürftige Ziehmutter Gwen, deren Sohn Gary, der auch gleichzeitig Helens Ex ist, und Garys Baby mit der „Neuen“. Ihre Kolleginnen aus der Hühnerpackfabrik, in der sie Nachtschichten fährt, nennen sie auch Helen das Hausmädchen. Trotzdem bringen neben Gwen gerade ihre Arbeitskolleginnen, die sie noch aus Schulzeiten kennt, ein bisschen Leichtigkeit in Helens Leben. Als ihr heimlicher Jugendschwarm Joanne Jones auftaucht, die der Kleinstadt schon vor 20 Jahren den Rücken kehrte, kommt Helens Leben endlich wieder in Fahrt.

Angesiedelt in der britischen Working-Class, erzählt CHUCK CHUCK BABY mit viel Witz und schrägem Gesang von der Kraft der Freundschaft, der Liebe und der Musik. Regisseurin Janis Pugh setzt auf einen Soundtrack aus den 1960er und 70er Jahren. Eine Reminiszenz an alte Liebeslieder-Mix Tapes, auf dem ein Knaller dem nächsten folgt: Janis Ian, Minnie Riperton, Renaissance und eine großartige Version des Ewan McColl-Songs und The Pogues-Hit „Dirty Old Town“, gesungen von Julie Felix. Dabei klimpern die Songs nicht einfach im Hintergrund, sondern sind Teil der Story. Helen und ihre Freundinnen singen lautstark mit, ohne jeden Ton exakt zu treffen. Aber es geht auch nicht um Musikalität, sondern um Emotionen. Wenn Helen zu Neil Diamonds „I am... I said“ ihre sonst so leise Stimme zu einem Schmettern anhebt, muss uns keiner mehr erklären, wie Helen sich fühlt. Selbstverständlich wird zu den Musical-Einlagen auch getanzt, auf dem Parkplatz unter bunten Regenschirmen oder inmitten fliegender Hühnerfedern in der Fabrik. Zwischen allen komischen Momenten und den Singalongs zeigt Pugh aber auch mit viel Zärtlichkeit für Figuren und Milieu die prekären Lebensumstände und daraus folgende Traumata.

Clarissa Lempp